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ADHS - wenn der Kopf Karussell fährt

Autorenbild: Sigrid StriederSigrid Strieder

Aktualisiert: 3. März


ADHS
ADHS

Inhalt


Kennst du das?

Du möchtest dich konzentrieren, eine Aufgabe erledigen – aber dein Kopf springt von einem Gedanken zum nächsten. Die Unruhe sitzt dir im Nacken, und während du versuchst, dich zu fokussieren, hat dein Gehirn schon drei neue Ideen ausgebrütet und du fühlst dich nie richtig produktiv.


ADHS ist weit mehr als bloße Zerstreutheit. Es bringt Unruhe, Impulsivität, Frust und oft auch Erschöpfung durch die permanente Anspannung mit sich.


ADHS betrifft nicht nur Kinder. Auch viele Erwachsene kennen dieses Gefühl von innerer Rastlosigkeit, plötzlichen Impulsen und einer Konzentration, die sich anfühlt wie ein Schmetterling im Sturm.


Warum entsteht ADHS?

AD(H)S ist keine Modeerscheinung, sondern eine neurobiologische Besonderheit. Forscher gehen davon aus, dass genetische Faktoren eine große Rolle spielen und die Anlage auch weitervererbt werden kann. Das Gehirn verarbeitet Reize einfach anders, man kann es sich wie eine Art Reizfilterschwäche vorstellen. Prasseln die Reize ungefiltert auf einen ein, bedarf es einer großen Anstrengung, die gerade relevanten Reize zu verarbeiten. Dadurch entstehen die typischen Symptome wie Konzentrationsprobleme, innere Unruhe, Impulsivität.


Doch nicht nur die Gene haben Einfluss. Auch äußere Faktoren können eine Rolle spielen: Stress in der frühen Kindheit, Belastungen während der Schwangerschaft und der Geburt, bestimmte Umweltfaktoren und auch die Ernährung. ADHS ist also das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels aus Anlage und anderen Einflüssen – und zeigt sich bei jedem Menschen unterschiedlich.


Wie zeigt sich ADHS und was sind die Diagnosekriterien?

Bei Kindern zeigen sich oftmals Verhaltensauffälligkeiten wie z.B.

  • eine allgemeine Entwicklungsverzögerung

  • motorische Unruhe /Hyperaktivität

  • Beeinträchtigung kognitiver Funktionen wie Konzentration, Merkfähigkeit, Kurzzeit- und Namensgedächtnis

  • Auffälligkeiten in der Grob- und Feinmotorik

  • Defizite in der Körperwahrnehmung

  • Schlafstörungen

  • Schwierigkeiten bei der Handlungsplanung

  • Aggressionen

  • Impulsivität

  • Verzögerungen in der Entwicklung sozialer Kompetenzen

  • depressive Phasen

  • Frustintoleranz


Bei Erwachsenen zeigt sich AD(H)S mit den Merkmalen

  • Innere Unruhe, Getriebenheit, Unzufriedenheit

  • Unaufmerksamkeit/Konzentrationsprobleme

  • Desorganisation und Probleme beim Vorausplanen

  • Vergesslichkeit

  • Schwierigkeiten, Aufgaben anzufangen und zu beenden

  • Schneller Wechsel von Aktivitäten

  • Impulsgesteuerte Entscheidungen

  • Häufiger Arbeitswechsel

  • Höhere Gefahr für Süchte

  • Probleme in der Paarbeziehung


Die Betroffenen - Kinder wie Erwachsene - müssen nicht alle Merkmale aufweisen.


Die offiziellen Diagnosekriterien sind folgende:

  • Unaufmerksamkeit - mindestens 6 Monate, mindestens 6 von 9 Unterkriterien erfüllt

  • Überaktivität/Impulsivität - mindestens 6 Monate, mindestens 6 von 8 Unterkriterien erfüllt

  • Symptomausprägung - in mehr als einer Situation

  • Beginn der Störung - vor dem 7. Lebensjahr

  • Störungsfolgen - Beeinträchtigung der sozialen, schulischen bzw. beruflichen Fähigkeiten


Die Kriterien sind schwer objektivierbar, was ist nun wirklich entwicklungsgerecht und ab wann ist ein Kind hyperaktiv? Es gibt hier also durchaus eine Grauzone - AD(H)S ja oder nein. Und so kommt es auch dazu, dass die Diagnose im Verhältnis bei jüngeren Kindern eines Schuljahrganges häufiger gestellt wird als bei später eingeschulten Kindern.


Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

ADHS begleitet betroffene Menschen mitunter ihr Leben lang und die Behandlungsbedürftigkeit ist vom Einzelfall abhängig.


Medikamente sind eine Möglichkeit, meist wird hier der Wirkstoff Methylphenidat verordnet. Der Wirkstoff gehört zu den Stimulanzien und fällt unter das Betäubungsmittelgesetz. Während das Medikament vor 30 Jahren noch wenig verschrieben wurde, hat sich der Verbrauch zwischen 1993 und 2015 verfünzigfacht! und stagniert seitdem auf diesem hohen Niveau. Studien einer langfristigen Einnahme auf die Hirnentwicklung beim Menschen wären interessant.


Aber nicht für jeden sind Medikamente die richtige Lösung. Homöopathie, Mittel aus der Pflanzenheilkunde und die orthomolekulare Therapie können hier eine sanfte Alternative oder auch Ergänzung sein.


Im Kindesalter können Ergotherapie und die Frühförderung für Vorschulkinder helfen, Wahrnehmungsstörungen nach zu entwickeln. Auch die Integration frühkindlicher Reflexe, die noch persistieren, kann eine Möglichkeit sein.


Beim Marburger Konzentrationstraining erlernen Kinder Methoden zur Verbesserung ihrer Aufmerksamkeit.


Für Jugendliche und Erwachsene gibt es Angebote zur Verhaltenstherapie und/oder Psychoedukation in Gruppensitzungen, in denen es um die Vermittlung von Strategien zur Selbstregulation geht.


Sicher gibt es darüber hinaus noch mehr Möglichkeiten, AD(H)S Betroffenen zu helfen.



Wie kann Homöopathie helfen?

Homöopathie arbeitet nicht gegen das Gehirn, sondern mit ihm. Sie nimmt die individuellen Symptome ernst und setzt dort an, wo die innere Balance verloren gegangen ist.


  • Konzentration fördern – Wenn Gedanken ständig abschweifen und der Focus sanft stabilisiert werden soll.

  • Innere Unruhe besänftigen – Rastlosigkeit und ständiger Bewegungsdrang abmildern, ohne die Persönlichkeit zu dämpfen.

  • Emotionale Impulsivität ausgleichen – Plötzliche Wutausbrüche oder überstarke Gefühlsreaktionen harmonisieren.

  • Schlafqualität verbessern – Viele Betroffene haben Einschlafprobleme oder unruhige Nächte. Auch hier kann Homöopathie unterstützen.


Das Besondere: Die Mittel werden individuell auf dich abgestimmt – nicht nur auf deine Symptome, sondern auf dich als ganzen Menschen. Denn AD(H)S ist nicht gleich AD(H)S. Jeder bringt seine eigene Geschichte mit, und genau dort setzt die homöopathische Behandlung an.


Wie können Nährstoffe und ein gesundes Essverhalten helfen?

Die genetische Erbanlage von AD(H)S Betroffenen, sogenannte Polymorphismen an bestimmten Genen, kann dazu führen, dass nicht alle Co-Faktoren für den Bau einiger Enzyme in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Es kann hier also ein höherer Bedarf bestimmter Nährstoffe bestehen und die Zufuhr bestimmter Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein.


Ausreichend Omega-3 Fettsäuren sind für die Gehirnentwicklung von entscheidender Bedeutung. Omega-3 Fettsäuren finden sich in fettem Fisch. Die ältere Generation wird sich daran erinnern können, dass Kindern früher Lebertran gegeben wurde. Der besteht aus Omega-3 Fettsäuren und einigen Vitaminen und Spurenelementen. Heute gibt es schmackhaftere Alternativen.


Hoffnungen machen auch neueste Untersuchungen, die gezeigt haben, dass langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren helfen können, die Fehlregulationen im Botenstoffsystem günstig zu beeinflussen.


Die Dichte der Nährstoffe in unseren Lebensmittel hat in den letzten Jahrzehnten allerdings rapide abgenommen. Damit ist es ohnehin schon schwierig geworden, den eigenen Nährstoffbedarf zu decken, auch dann, wenn du alles frisch zubereitest. Die Schnelllebigkeit unserer Zeit bringt es zudem oft noch mit sich, dass zu Fertigprodukten gegriffen wird. Der Nährstoffgehalt ist in Fertigprodukten noch schlechter und hinzu kommen eine Reihe von Zusatzstoffen, die den Darm belasten. Eine gestörte Darmflora und Phosphate (Zusatzstoff) beeinträchtigen die Nährstoffaufnahme, es gelangt noch weniger in den Körperkreislauf.


Ein Nährstoffmangel kann im Kindesalter zu Entwicklungsdefiziten und später zu einem beeinträchtigten Stoffwechsel führen, was die AD(H)S Symptome noch verstärken kann.


Kinder, die Softdrinks konsumieren, neigen eher zu Verhaltensauffälligkeiten als Kinder ohne Softdrinks, das konnte man in Studien klar zeigen. Ein hoher Zuckerkonsum fördert die Hyperaktivität. Ich weiß, es ist eine große Herausforderung, ein Kind zuckerarm durch die Kindheit zu bekommen, aber die Datenlage ist hier eindeutig.


Nahrungsmittelunverträglichkeiten – etwa gegen Laktose, Milcheiweiß, Soja, Gluten oder anderen Lebensmitteln – können die Darmgesundheit erheblich belasten. Wenn der Darm ständig mit unverträglichen Nahrungsmitteln kämpft, kommt es zu chronischen Entzündungen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung. Dadurch wird die Darmflora gestört, die Darmbarriere geschwächt und es können Giftstoffe in den Blutkreislauf gelangen (Leaky Gut Syndrom). Diese Entzündungsprozesse beeinflussen wiederum das Gehirn – oft in Form von Konzentrationsproblemen, Müdigkeit, Stimmungsschwankungen oder sogar depressiven Verstimmungen. Wer unter solchen Symptomen leidet, sollte seine Ernährung genau beobachten und individuell anpassen, um sowohl den Darm als auch das Gehirn zu entlasten.



Die Bedeutung der Darm-Hirn-Achse für ADHS

Hast du schon mal den Spruch gehört: „Bauchgefühl“? Oder dass jemand „Schmetterlinge im Bauch“ hat, wenn er verliebt ist? Das ist mehr als nur eine Redewendung – dein Darm und dein Gehirn sind tatsächlich eng miteinander verbunden!


Diese Verbindung nennt man die Darm-Hirn-Achse. Sie funktioniert wie eine Art Autobahn für Informationen, über die dein Darm und dein Gehirn ständig miteinander kommunizieren. Aber wie genau beeinflusst dein Darm deine Stimmung und deine geistige Leistungsfähigkeit?


-> Dein Darm als zweites Gehirn

In deiner Darmwand gibt es ein riesiges Netzwerk aus Nervenzellen – das enterische Nervensystem. Es enthält rund 100 Millionen Nervenzellen – mehr als dein Rückenmark! Deshalb nennt man den Darm auch das „zweite Gehirn“.

Dieses Nervensystem arbeitet zwar unabhängig, steht aber in engem Austausch mit deinem Gehirn. Die Kommunikation läuft über den Vagusnerv (eine Art Nerven-Schnellstraße) und über chemische Botenstoffe wie Neurotransmitter.


-> Die Rolle der Darmbakterien

Dein Darm ist nicht nur ein Verdauungsorgan, sondern auch die Heimat von unzähligen Mikroorganismen, den sogenannten Darmbakterien. Diese haben eine wichtige Aufgabe:

  • Produktion von Botenstoffen: Bestimmte Bakterien helfen bei der Herstellung von Serotonin (das „Glückshormon“) und Dopamin (das „Motivationshormon“). Etwa 90 % des Serotonins entstehen tatsächlich im Darm – nicht im Gehirn!

  • Schutz der Darmbarriere: Ist die Darmwand gesund, können keine Giftstoffe ins Blut gelangen, die sonst das Gehirn belasten könnten.


-> Wie sich ein gesunder Darm auf das Gehirn auswirkt

Wenn dein Darm im Gleichgewicht ist, spürst du das auch mental:

  • Bessere Stimmung: Durch ausreichend Serotonin fühlst du dich ausgeglichener und glücklicher.

  • Mehr Energie und Fokus: weniger mentale Erschöpfung.

  • Weniger Stress und Angst: Ein gesunder Darm hilft, Stresshormone besser zu regulieren.

  • Besserer Schlaf: Dein Mikrobiom beeinflusst deinen Schlafrhythmus – ein gestörter Darm kann Schlafprobleme verstärken.


Daraus kannst du erkennen, wie wichtig eine gut funktionierende Darm-Hirn-Achse gerade auch für AD(H)S Betroffene ist.


Was kann zusätzlich helfen?

Neben einer gezielten Behandlung spielt die Lebensführung eine entscheidende Rolle. Denn oft sind es kleine Stellschrauben, die den Alltag enorm erleichtern:


  • Struktur schaffen – Feste Abläufe helfen dem Gehirn, sich zu orientieren. Klare Routinen nehmen Stress raus.

  • Reizüberflutung reduzieren – Weniger Bildschirmzeit, W-LAN frei schlafen, bewusst gewählte Umgebungen und klare Arbeitsbereiche unterstützen die Konzentration.

  • Positive Lern- bzw. Arbeitsumgebung - reizarm gestalten, kein langweiliges endloses Pauken, Positives loben statt Negatives strafen

  • Stärken stärken - Talente und Interessen fördern und bestärken, um aus dem Teufelskreis der Frusterfahrungen herauszukommen.

  • Bewegung einbauen – Sport und frische Luft helfen, überschüssige Energie zu regulieren und den Kopf freizubekommen.

  • Die richtige Ernährung – Zucker, Koffein und Zusatzstoffe können die Symptome verstärken, während eine ausgewogene Ernährung stabilisiert.

  • Individuelle Unterstützung nutzen – Sanfte Methoden können helfen, das innere Chaos zu ordnen, Anspannung abzubauen und mehr innere Ruhe zu finden.


Fazit - was tun?

Jede ADHS-Ausprägung ist individuell – und genauso individuell sollte die Herangehensweise sein. Und es geht nicht um Normierung, sondern Wege zu finden, die das Leben leichter machen.


Ist dir schon mal aufgefallen, dass sich AD(H)S Betroffene manchmal sehr wohl konzentrieren können? Und zwar immer dann, wenn sie von etwas richtig gefesselt sind. Dann können sie sogar häufig richtige Höchstleistungen abrufen.


Eltern sind gefordert, sich mit dem Thema AD(H)S intensiv auseinanderzusetzen und Umgangsstrategien zu erlernen, um ihr Kind gut durch die schwierige Zeit zu coachen.


Was ist zu tun?

  • AD(H)S - ja oder nein

  • Klarheit über das Ausmaß der Behandlungsbedürftigkeit

  • für Eltern Coach-Kompetenz aufbauen

  • Stärken stärken - Erfolgserlebnisse schaffen

  • Behandlungsbausteine individuell zusammenstellen, regelmäßig anpassen


Falls ich dir bei den Behandlungsbausteinen behilflich sein kann, melde dich gern.


Wer schreibt den Blog-Artikel?

Mein Name ist Sigrid Strieder, ich bin Heilpraktikerin und ich helfe Menschen, die offen für naturheilkundliche Wege sind, ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu verbessern - und das mit individuellen und ganzheitlichen Ansätzen.

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